Wasser

Deutschland ist ein wasserreiches Land1… gewesen2.

Na, was denn nun? Unterschiedliche Aussagen könnten den einen oder anderen durchaus verwirren.
Und überhaupt: was hat das mit mir und dir zu tun?

Aber fangen wir von vorne an – mit ein paar Zahlen und Fakten.

Süßwasser ist weltweit sehr unterschiedlich verteilt. Viele Menschen leiden unter Dürren oder dem Mangel an sauberem Trinkwasser. Deshalb ist es eine gute Sache, dass sich auf der UN-Generealversammlung 2015 die 193 vertretenen Staaten unter anderem auf das SDG 6 (Sustainable Development Goal 6)5 geeinigt haben: „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung zu gewährleisten.“  Tatsächlich wurde 2010 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen das „Recht auf Wasser“ als Menschenrecht anerkannt6. Trotzdem haben heutzutage immer noch 4,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen und 2,2 Milliarden Menschen sogar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser9. Dabei zeigen unterschiedliche Pilotprojekte7, 15, dass durch einen bewussteren Umgang mit Wasser die Lebensqualität der Menschen stark steigt (weniger Durchfallerkrankungen, nachhaltigere und gleichzeitig ertragreichere Landwirtschaft u.a.).

Bilde dir deine eigene Meinung:

Wofür wird das Süßwasser (aus Flüssen, Seen und Grundwasser) verwendet?

Virtuelles Wasser

Unter direkt genutztem Wasser können wir uns alle etwas vorstellen: es setzt sich zusammen aus unserem Trinkwasser, Wasser das wir zum Kochen, Putzen, Waschen verwenden. Gibt es etwa auch indirekt genutztes Wasser?

Ja! Es gibt das virtuelle Wasser. Diesen Begriff bzw. dieses Konzept hat der britische Wissenschaftler John Anthony Allan in den 1990er Jahren eingeführt. Er beschreibt die Menge an Wasser, die zur Herstellung eines Produktes verbraucht wurde.

Dabei wird noch in grünes, blaues und graues Wasser unterschieden.8

Wasserfußabdruck

Der Wasserfußabdruck ist die gesamte Menge Wasser, die Nationen, Unternehmen oder VerbraucherInnen in Anspruch nehmen – also das direkt und indirekt genutzte Wasser zusammen.

Der durchschnittliche direkte Wasserverbrauch einer Person in Deutschland liegt bei 130 l / Tag. Der Wasserfußabdruck liegt hier allerdings bei 7200 l / Tag!11

7200 Liter pro Tag?
Leider ist das kein Druckfehler. Diese Zahl ergibt sich aus der schieren Masse an Gütern, die wir bewusst oder unbewusst aus dem Ausland importieren.18  Wirklich problematisch in Bezug auf Wasser ist das Ganze nur, wenn wir Sachen importieren, die für die Herstellung viel Wasser benötigen und das aus Ländern, die selbst nicht viel Wasser haben.

In Äthiopien beispielsweise bauen ausländische Investoren Kaffee, Schnittblumen und anderes für den Export an. Der hohe Wasserverbrauch dieser Plantagenwirtschaft verschärft nicht nur die bestehenden Wasserkonflikte mit und zwischen lokalen Kleinbauern und Nomaden, sondern führt auch zu zwischenstaatlichen Spannungen: das Wasser, das am Oberlauf des Nils abgeleitet wird, fehlt den Menschen in Anrainerstaaten wie zum Beispiel dem Südsudan oder Ägypten.12

80% der weltweit verkauften Mandeln kommen aus Kalifornien, USA. Das stellt die Menschen vor Ort vor große Probleme, denn die Mandel ist eine wasserliebende Steinfrucht: bis zu 15.000 l Wasser werden für 1 Kg benötigt. Um die riesigen Plantagen bewässern zu können, zapfen die Mandelfarmer das Grundwasser ab. Doch dieses entschwindet immer mehr. Die Mandelfarmer bohren deshalb immer tiefere Brunnen. Für die dort Ansässigen bedeutet das jetzt schon ausgetrocknete Brunnen und die Versorgung mit Wasser über Wassertanks.13

Ähnlich sieht es in Andalusien, Spanien aus. Auch hier werden immer mehr immer tiefere Brunnen gebaut, um Erdbeeren, Blaubeeren und anderes anbauen zu können. Sehr zum Nachteil der umliegenden Landschaften, wie dem angrenzenden größten Feuchtgebiet Spaniens, dem Nationalpark Donana. Bereist vor 2 Jahren hat die hiesige Wasserbehörde das Grundwasserreservoir für überbeansprucht erklärt.14

Auch unser extremer Hunger nach Fleisch, wofür Futtermittel angebaut werden müssen, nach Agrartreibstoffen oder Biomasse (Kraftwerke) stellen ein Problem dar. Dafür werden beispielsweise Mais, Zuckerrohr oder Palmöl angebaut. Diese Großplantagen benötigen viel Wasser, was zum Absinken des Grundwassers oder versiegen von Brunnen, Flüssen und sehen führen kann. Für die einheimischen kleinen Landwirte stellt das ein teilweise unüberwindbares Problem dar.12

Zur Steigerung der Erträge verwendet die konventionelle Landwirtschaft weltweit Pestizide und andere bedenkliche Stoffe, die ins Grundwasser gelangen. In Deutschland wird das Wasser in Kläranlagen aufwendig (Steuerzahler) gereinigt, bevor es aus unseren Leitungen fließt. Nicht alle Länder haben solch ein effizientes System. Die konventionelle landwirtschaftliche Nutzung der Böden führt zu einer geringeren Bodenwasserspeicherung, dadurch zu einer höheren Verdunstungsrate und einer Versiegelung der Oberflächen mit der Folge einer zunehmenden Erosion.15

Diese Beispiele sind lediglich die Spitze vom Eisberg, die aufzeigen, dass unser Konsumverhalten den Wasserstress überall auf der Welt erhöhen kann. Dabei ist dieses Problem nicht ausschließlich auf Kontinente, die weit weg sind, wie die üblichen Kandidaten Afrika oder Asien, begrenzt. Wasserstress ist bereits bei uns in Europa vorhanden.

Wie sieht es nun mit dem Wasserthema in Deutschland aus?

Zunächst sollte das Wort „Wasserstress“ definiert werden:

Theoretisch haben wir keinen Wasserstress.

Die Realität zeigt gerade ein etwas anderes Bild:

  • In 20 Jahren hat Deutschland die Menge des Bodensees an Wasser verloren.

  • Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr.

  • Damit gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.

  • Das Correktiv hat in diesem Jahr einen Wasser-Atlas herausgegeben, der sichtbar macht, wie sich das Grundwasser-Niveau in Deutschland seit 1990 verändert hat: 6700 Messstellen zeigen, dass der Grundwasserstand in den letzten 32 Jahren mehr gesunken als gestiegen ist.
    https://correctiv.org/aktuelles/kampf-um-wasser/2022/10/25/klimawandel-grundwasser-in-deutschland-sinkt/?bbox=7.421060531924638%2C48.11869282324318%2C11.702974065544794%2C50.16648375190198&zoom=7.359381717888049&district=08226#tool

  • Manche konnten in diesem Sommer Wasserknappheit direkt vor der eigenen Haustür erleben: Waldbrände in Sachsen und Brandenburg, ausgedorrte Felder und Gemeinden, die den Notstand ausriefen und ihre Bevölkerung zum Wassersparen aufforderten. In der Gegend um Grünheide in Brandenburg wird das Wasser für Wasser-Neukunden rationiert auf 105 Liter täglich. Ob das mit dem Durst der Gigafactory von Tesla zu tun hat?
  • Auch die Autofahrer bekamen die Wasserknappheit dieses Jahr zu spüren: bedingt durch einen historischen Tiefststand im Rhein konnten die Schiffe das Benzin nicht mehr in ausreichender Menge liefern – die Spritpreise stiegen.

Was sind die Ursachen?20

Die Ursachen sind vielschichtig – man denke nur an den anthropogenen Klimawandel. Wenn wir rein auf das Thema Wasser eingehen, können wir jedoch einige Probleme für Deutschland benennen: Regenwasser kann nicht mehr ins Grundwasser gelangen, weil die Böden das Wasser nicht aufnehmen können. Schuld daran sind trocken gelegte Flächen, wie Moore, konventionelle Land- und Forstwirtschaft oder versiegelte Flächen durch Bebauung. Gleichzeitig gibt es mehr Verdunstung durch Hitze (Klimawandel) und wird das (Grund-) Wasser immer mehr durch die Bürger (auch Gartenbewässerung), die Landwirte (die übermäßig gießen, um ihre Ernte zu retten) oder durch die Industrie (Kühlung von Anlagen, Produktion, auch die Lebensmittelindustrie und hier vor allem die Fleisch produzierende) angezapft. Die Industrie ist mit 70 % der größte Wasserverbraucher.

Der Trend ist eindeutig.

Was kann jeder Einzelne tun?

„Was kann ich schon ausrichten – mein Einfluss ist doch so klein als einzelne Person…“, wer so denkt, wird vermutlich nichts bewirken.

Um den problematischen Veränderungen hinsichtlich Wasser zu begegnen, gibt es jedoch mehrere Ansätze. Viele zielen mehr oder weniger darauf ab den virtuellen Wasserverbrauch zu reduzieren. Doch was ist besser als reduzieren? Richtig: Gar nicht erst zu verbrauchen – Ressourcenschonung klingt erst mal nicht sexy, ist aber ein wichtiges Schlüsselwort.

Fazit

Auch wenn es in Deutschland noch nicht jeder mitbekommen hat, weil der Wasserstress regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist: Der Artikel zeigt, dass es sowohl regional als auch global dringenden Handlungsbedarf gibt, aber auch, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Zwar haben wir keinen Einfluss auf die grundsätzlichen hydrologischen Gegebenheiten an einem Ort, aber durch unser Konsumverhalten haben wir definitiv einen Einfluss darauf, wie mit dem wertvollen Gut „Wasser“ umgegangen wird und wie sehr sich die Situation noch zuspitzen wird.

Quellen und weitere Informationen

  1. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/3521/publikationen/deuress18_de_bericht_web_f.pdfSeite 52f
  2. https://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/wassernotstand-deutschland-102.html
    https://correctiv.org/aktuelles/kampf-um-wasser/2022/10/25/klimawandel-grundwasser-in-deutschland-sinkt/?bbox=7.421060531924354%2C48.11869282324281%2C11.702974065544055%2C50.16648375190138&zoom=7.359381717888217&district=08226#tool
  3. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1109850/umfrage/suess-und-salzwasservorkommen-auf-der-erde/
  4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36584/umfrage/verteilung-der-weltweiten-suesswasserressourcen-in-2003/
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Ziele_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung
  6. https://www.menschenrechtsabkommen.de/recht-auf-sauberes-wasser-1122/
  7. http://www.cuvewaters.net/Home.5.0.html
    https://www.fona.de/de/info/mediathek/2014/03/sanitation-and-water-reuse-in-outapi.php Bürger und Staat von lpg „Wasser“ Seite 243
  8. https://www.durstige-gueter.de/was-ist-virtuelles-wasser/
  9. https://www.unesco.de/kultur-und-natur/wasser-und-ozeane/un-weltwasserbericht-2021
  10. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52730/wasserverbrauch/
  11. https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#wasserfussabdruck-ein-instrument-zur-bewertung-des-wasserverbrauchs
  12. https://www.caritas.de/neue-caritas/heftarchiv/jahrgang2017/artikel/wie-viel-wasser-steckt-in-einem-t-shirt
  13. https://www.deutschlandfunknova.de/nachrichten/wasserverbrauch-mandelanbau-wird-fuer-kalifornier-zum-problem
  14. https://www.rnd.de/panorama/spanischer-nationalpark-donana-kaempft-mit-wasserknappheit-wegen-erdbeeranbau-fuer-deutsche-NBZP63M7FZBTPPHLDX22WFURXQ.html
  15. Quelle: https://www.unesco.de/presse/pressematerial/un-weltwasserbericht-2018
  16. https://utopia.de/galerien/wasserfussabdruck/#7
  17. https://utopia.de/ratgeber/wasser-sparen-im-haushalt/
  18. https://utopia.de/ratgeber/bewaesserung-im-garten-das-sind-die-besten-optionen
  19. https://www.capital.de/wirtschaft-politik/deutschland-wichtigste-importgueter
  20. https://www.spar-helferchen.de/Tipps-zum-Wasser-sparen:_:12.html
  21. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/03/hydrologen-warnen-deutschland-trocknet-aus
    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-wasser-knappheit-deutschland-100.html
  22. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch
  23. https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/nutzgaerten/gartenbewaesserung-mit-ollas-38835