
Der Zeitstrahl zeigt, dass „das Drehen am Regler“ im Vergleich zur Dauer der Menschheitsgeschichte einen sehr kurzen Zeitraum ausmacht.

Hier kann man gut erkennen, dass aktuell die Zentralheizungen überwiegen und diese vorzugsweise mit Gas oder Heizöl betrieben werden.
Wie wirkt sich unsere Art zu Heizen auf unseren Planeten und somit auf unsere Zukunft aus?
Da war doch was… der Treibhauseffekt
Der natürliche Treibhauseffekt sorgt für lebensfreundliche Bedingungen auf unserem Planeten. Doch je höher die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre ist, desto stärker erhitzt sich unser Planet. Seit der Industrialisierung (in Europa ab 1760 /1800) stoßen wir – vor allem durch die Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle – riesige Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre.
Die Klimawissenschaft geht davon aus, dass sich die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um 2,0 bis 3,6 Grad Celsius erhöht, und das trotz der aktuell beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen. So eine drastische Erhitzung ist eine existenzielle Bedrohung für das Leben auf der Erde.
Der anthropogene Klimawandel hat verschiedene Ursachen:

Er lässt sich auch auf den einzelnen Bürger umrechnen:

In diesem Artikel geht es um den Anteil am Klimawandel, der durch das Heizen entsteht – im erweiterten Sinn wären hier die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Biomasse zu nennen. Im speziellen soll es aber um den Gebäudesektor gehen.


Gas als Brückentechnologie
Mittlerweile ist allen klar, dass wir weg von Kohle, Öl und Erdgas müssen, da wir sonst unsere eigene Lebensgrundlage auf diesem Planeten zerstören. Es ist eine Ironie, dass Gas im Regelwerk „EU-Taxonomie für nachhaltige umweltfreundliche wirtschaftliche Aktivitäten“ als nachhaltig eingestuft wurde. Laut EU-Definition für nachhaltige Investitionen gelten Kraftwerke, deren Treibhausemissionen unter 100 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde bleiben, als nachhaltig. Einige der Gaskraftwerke können unter bestimmten Voraussetzungen diesen Richtwert erfüllen. In der Rechnung fehlen allerdings die beachtlichen Methan-Emissionen aus den vorgelagerten Prozessen, wie Förderung und Transport. Die Folgen könnten Subventionen für angeblich nachhaltige (und neugebaute!) Anlagen sein, die die Klimaziele Deutschlands nicht unterstützen, aber noch zwei oder mehr Jahrzehnte aus Wirtschaftlichkeitsgründen betrieben werden. Kann das sinnvolle Brückentechnologie sein? Ein aktuelles Beispiel zeigt, dass unsere politischen Entscheidungstragenden das Thema Klimanotstand entweder nicht verstanden oder nicht weit genug durchdacht haben: Gerade haben die Gemeinde Mauer (hier befindet sich eines unserer Büros bei Heidelberg) und sechs weitere Gemeinden an der Elsenz einen Konzessionsvertrag mit Netze BW für Gasbelieferung über 20 Jahre unterschrieben. Das bedeutet, dass in der aktuellen Zeit immer noch neue Gasleitungen in Deutschland gebaut werden – direkt vor unserer Haustür! Dass diese später für den Transport von Wasserstoff verwendet werden, ist fraglich.
Exkurs: grüner Wasserstoff
Wasserstoff wird hauptsächlich mit dem Elektrolyse-Prozess aus Wasser hergestellt. Von „grünem Wasserstoff“ spricht man, wenn der Strom für die Aufspaltung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff aus erneuerbaren Energien kommt. In einem zweiten Schritt kann daraus auch synthetisches Methan produziert werden.
Für die Energiewende sind diese beiden Gase durchaus von Bedeutung, zum Beispiel um die Stahlindustrie oder den Flugverkehr zu dekarbonisieren. Allerdings geht beim Herstellungsprozess enorm viel Energie verloren, weshalb viel erneuerbarer Strom und damit Fläche benötigt werden. Das bedeutet, dass Wasserstoff nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Es zum Heizen für Gebäude zu verwenden, wäre pure Verschwendung. Glücklicherweise gibt es im Gebäudesektor effizientere und preiswertere erneuerbare Alternativen.
Neue Gasleitungen oder gar KWK-Anlagen damit zu rechtfertigen, dass sie später mit Wasserstoff betrieben werden könnten, ist irreführendes Greenwashing.

Erdölkonstante
Öl und Gas zählen zu den fossilen Brennstoffen und sind endlich. Dass die Reserven doch nicht zur Neige gehen, liegt daran, dass neue Verfahren, wie das Fracking, entwickelt wurden, um an tieferliegende Vorkommen zu gelangen. Was sich im ersten Moment positiv anhört, ist eine Katastrophe, weil das Fracking zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringt – siehe Erdgasgrafik.

Fernwärme
Fernwärme ist Wärme, die nicht im eigenen Wohnhaus erzeugt wird, sondern aus einem Kraft- oder Heizwerk in der Umgebung stammt. Meistens wird dort durch Verbrennung Wasser erhitzt, das dann durch isolierte (meist unterirdische) Rohre zu den Abnehmern geleitet wird. Im Wohnhaus, Krankenhaus oder Bürogebäude angekommen, wird die Energie in einer Übergabestation an den Wärmekreislauf des Gebäudes abgegeben und sorgt dort für Raumwärme und warmes Wasser.

In über 80 Prozent der Fälle stammt die Fernwärme in Deutschland aus Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das heißt, hier wird nicht nur Wärme erzeugt, sondern gleichzeitig auch Strom, was rund 40 Prozent der Primärenergie spart und somit die Umwelt schont. Doch es gibt einen riesigen Wermutstropfen:

Vor allem in dicht besiedelten Gebieten könnte Fernwärme einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Wenn man sich die obere Statistik ansieht, erkennt man jedoch deutlich, dass Deutschland hiervon noch weit entfernt ist, weil so gut wie nur fossile Brennstoffe verwendet werden. Bei Fernwärme kann man sich den Anbieter nicht so wie beim Stromlieferanten aussuchen. Man muss denjenigen nehmen, der vor Ort betreibt.
Wärmepumpe


Diese Grafik ist lediglich ein grober Richtwert. Denn die tatsächlichen Emissionen liegen bei Öl und Erdgas höher (durch das entweichende Methan beim Abbau). Auch muss beispielweise zwischen konventionell abgebautem Erdgas aus Norwegen oder Fracking Gas aus den USA unterschieden werden.
Aber was hat das nun genau mit dir zu tun? Du ahnst es sicherlich schon: auch dein Handeln ist ausschlaggebend! Ein Stück weit liegt es in deiner Hand, wie sich deine, meine, unsere Zukunft und die, kommender Generationen auf diesem Planeten gestaltet.
Fazit
Im Vergleich zum Bestehen lebender Organismen auf unserem Planeten existiert der Homo sapiens erst seit sehr, sehr kurzer Zeit. Im Verhältnis der Menschheitsgeschichte ist die Industrialisierung mit der einhergehenden maßlosen Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas ein ebenfalls unvorstellbar kurzer Zeitraum. Und doch hat es der Mensch in dieser kleinen Zeitspanne geschafft, durch seine Lebensweise seine eigene Existenz aufs Spiel zu setzen.
Lasst uns gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen!
Das Gute dabei: niemand muss dafür frieren, denn in Bezug auf das Heizen gibt es einsatzbereite Lösungen: Insbesondere Wärmepumpen (mit grünem Strom betrieben) und grüne Fernwärmenetze in Kombination mit der Reduktion des Wärmebedarfs durch energetische Sanierung sind aktuell die besten Mittel zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors.

Kachelofen auf der Veste Oberhaus in Passau – Herzlichen Dank für den fantastischen Ausflug an Christian, Yousef und vor allem an Prashanth für die Idee
Eure Adela
Quellen
- https://www.kindernetz.de/wissen/wie-das-feuer-zu-den-menschen-kam-100.html
- https://www.ofen.de/wissenscenter/infothek/die-geschichte-der-heizung/wann-wurde-der-kamin-erfunden
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hypokaustum
- https://www.boell.de/de/2018/12/27/floeze-gruben-schaechte-geschichte-der-braunkohle-deutschland
- https://utopia.de/ratgeber/erdoel-darum-ist-es-fuer-die-umwelt-und-das-klima-so-problematisch/
- https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/benzin-und-diesel/wie-lange-reicht-das-oel/
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/09/nord-stream-so-belasten-die-gaslecks-umwelt-und-klima
- https://www.geo.de/natur/oekologie/2906-rtkl-erdgasfoerderung-fracking-das-sollten-sie-wissen
- https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/ngo-forderungen-gruene-waermenetze.pdf
- https://www.stern.de/digital/technik/faq-zu-fernwaerme–was-ist-das-und-ist-die-klimafreundlich–33530142.html
- https://www.heizsparer.de/heizung/heizungssysteme/fernwaerme/fernwaerme-brennstoffe
- https://www.heizung.de/waermepumpe/wissen/die-waermepumpe-und-ihre-geschichte-von-der-kaelte-zur-waerme.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmepumpenheizung
- https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/24015-rtkl-fossile-energien-wie-klimafreundlich-ist-erdgas-tatsaechlich
- https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/erneuerbare-energien/effizient-bauen-heizen
- https://de.statista.com/infografik/11385/art-der-heizung-und-zum-heizen-genutzte-energietraeger/
- https://pstade.de/klima/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fernw%C3%A4rme#/media/Datei:Generations_of_district_heating_systems_DE.svg
- https://www.heizsparer.de/heizung/heizungssysteme/fernwaerme/fernwaerme-brennstoffe
- https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/heizen-co2-vergleich-von-brennstoffen/#&gid=1&pid=1